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Der Bahnhof erstrahlt an seinem Geburtstag in frischem Weiß.
Er steht im Mittelpunkt und nicht die Lok!
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"Am 9. Juli 2004 ist
Bahnhofsfest im Bahnhof Heiligendamm!" - so verkündeten es die
diversen Urlaubs- und Molli-Prospekte. Für von Eisenbahnfesten und -festivals
verwöhnte Eisenbahnliebhaber aus dem Erzgebirge stand fest, dieses
Highlight an der Ostsee dürfen wir uns nicht entgehen lassen.
Am 9. Juli 2004 standen wir also auf dem Bahnhof des 1793 vom Rostocker Dr. Samuel
Gottlieb Vogel gegründeten ersten deutschen Seebades.
Außer leeren Bahnsteigen und vielen Handwerkern, die den Vorplatz und
die Bahnhofsgaststätte bearbeiteten,
NICHTS!
Keine Musik,
kein Festzelt, keine Führerstandsmitfahrten, kein Nostalgiezug, keine
Menschenmassen...
Die Nachfrage im neuen Servicepoint der Mecklenburgischen Bäderbahn
Molli GmbH und Co. KG ergab, daß der Bahnhof Geburtstag feiert und
dies sei denn das Fest.
Das wiederum versetzte uns in Erstaunen, denn in der Standardliteratur
des DDR-Schmalspurbahners "Links und rechts der kleinen Bahnen"
steht, daß die Doberan-Heiligendammer Eisenbahn am 19. Juli 1886 den
Zugbetrieb auf der 6,6 km langen Strecke aufnahm.
Nachdem wir eine Weile überlegt hatten, ob vielleicht heute in
Heiligendamm noch der Kalender gültig ist, der mit Einführung des
Gregorianischen Kalenders 1582 in weiten Teilen der Welt abgelöst wurde,
haben wir uns doch für die Variante "Druckfehler" in unserer
alten Broschüre entschieden.
Obwohl...
So mancher Bewohner des Kempinski Grand Hotel in Heiligendamm machte auf
uns den Eindruck, als käme er aus alten, vorgregorianischen
Zeiten...
Übrigens, der kürzeste und schönste Weg vom Bahnhof zur Ostsee
geht unmittelbar am Kempinski vorbei!
Niemals in Heiligendamm den vielen
großen Wegweisern folgen, sie beschreiben den Umweg! |
Heiligendamm ist der einzige
Kreuzungsbahnhof der Strecke.
Das unterschiedliche Wagenmaterial ist
meistens "Original-Molli".
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Noch einmal: der Bahnhof glänzt trotz Regenschauer,
er ist das
Tor zur "Weißen Stadt am Meer".
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Auf dem "Heiligen Damm" kurz vor Börgerende ist ein einmaliges
Flächennaturdenkmal zu bewundern. Hier wächst Meerkohl.
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Überall Handwerker! Kreischende Sägen übertönen die Auspuffschläge
der Dampflok auf meinem Videofilm! Das einzige Positve daran: der Bahnhof
hat eine schöne kleine gemütliche Kneipe erhalten!
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1910 wurde die Strecke nach Verlegung des
Bahnhofs Heiligendamm über Fulgen, Brunshaupten (heute Kühlungsborn Ost)
nach Arendsee (heute Kühlungsborn West) verlängert.
Jetzt war die Strecke 15,4 km lang und hatte sich ihren Namen
"Bäderbahn" zu recht verdient. Unweit der Steilküste und in
Sichtweite des Yachthafens und der Seebrücke von Kühlungsborn verläuft
sie.
Wer
mehr über die Geschichte der Bahn wissen möchte, hier gibt es Literatur: |
Vertreter der
beiden Baureihen 99.32 und 99.33 stehen nebeneinander:
unter Dampf die Ältere,
abgestellt für immer die Jüngere.
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Nachdem anfangs
"Trambahnlokomotiven" im Einsatz waren baute Krauss/München 1891/1898
dreifach gekuppelte Lokomotiven für diese Strecke. Es folgten 1910/1914
drei mecklenburgische T7 (spätere BR 99.30, eingesetzt bis 1932). 1923/24
kamen von Henschel/Kassel drei Dn2t-Lokomotiven (BR 99.31), die teilweise bis
1961 im Einsatz waren. |
1932 wurden die drei auch heute noch im Einsatz befindlichen
1'D1'h2t-Lokomotiven der Baureihe 99.32 gebaut.
Mit 1100 mm
Treibraddurchmesser erreichen sie eine für Schmalspurbahnen enorme Geschwindigkeit von 50
km/h,
sehen dafür aber eigentlich nicht wie Schmalspurlokomotiven aus. Der
IV-K-gewohnte Blick ist etwas irritiert!
Sind die Lokomotiven der BR 99.32 nicht der BR 86 etwas ähnlich? |
Kühlungsborn West, 99 2323-6 am Wasserkran.
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Drei 1950/51 im VEB Lokomotivbau "Karl
Marx" Babelsberg gebaute Dh2t-Lokomotiven kamen 1961 von den
Werkbahnen der SDAG Wismut an die Ostseeküste und nach einigen Umbauten
als Baureihe 99.33 zum Einsatz.
99 331 (99 2331-9) ist heute noch Reservelok.
99 333 wurde bereits 1969 ausgemustert und die seit 1996 nicht mehr
betriebsfähige 99 332 steht im Freigelände vor dem kleinen Molli-Museum.
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Die abgestellte 99 332 vor den Exponaten des Molli-Museums.
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Das
Molli-Museum wird ebenso wie eine Reihe historischer Fahrzeuge aus den
Jahren 1886 bis 1927 vom Verein zur Traditionspflege des Molli e.V.
betreut. Ebenso betreut und gepflegt wird der Traditionszug der
Mecklenburgischen Bäderbahn Molli GmbH und Co. KG. |
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99 2321-0 am neuen Haltepunkt Stadtmitte am Anfang der Mollistraße.
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Eine Besonderheit dieser Schmalspurstrecke ist die
Stadtdurchfahrt in Bad Doberan. Wenn der Zug vom Bahnhof kommend den
verkehrsreichen Platz an der Bundesstraße 105 überquert hat beginnt die
Fahrt mit ununterbrochenem Läuten durch die enge Straße. Fahrradfahrer,
Fußgänger, parkende Autos verlangen dem Lokführer alles ab.
Nach dem Haltepunkt Goethestraße nimmt der Zug Fahrt auf, vorbei am
Ehm-Welk-Haus geht es die Chaussee nach Heiligendamm entlang. |
Vom Ortsausgang Heiligendamm (9 m über NN) kämpft sich Molli
den Anstieg zum Haltepunkt Rennbahn (23 m über NN) hinauf.
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Nahezu 5 km fährt der Zug zwischen
Heiligendamm und Ortseingang Bad Doberan längs einer der schönsten und ältesten Lindenalleen.
Hier entfaltet der Zug seine volle Geschwindigkeit.
Am Streckenkilometer 3,8 befindet sich der Haltepunkt Rennbahn, der
1948 stillgelegt wurde. Mit der Wiedereröffnung der ältesten
Galopprennbahn Kontinentaleuropas im August 1993 wurde er wieder
eingerichtet.
Ein Spaziergang längs der Strecke an der Lindenallee ist
empfehlenswert
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Während unseres Aufenthaltes im Umfeld des Molli haben wir
nur 99 2323-6 und 99 2321-0 vor den Zügen erlebt.
Auf dem Bahnhof Bad Doberan lagerte auf Transportwagen ein
abgedeckter Lokrahmen. Zu welcher Lok gehört der?
99 2322-8? 99 2331-9? Oder?
Näher ran gehen und untersuchen ging aus Zeitgründen nicht, außerdem
beachte man die enormen Sicherungsmaßnahmen im Schwellenbereich! |
Supersicherung oder war nur kein Hemmschuh zur Hand? |