Unterwegs mit der DFB Dampfbahn Furka-Bergstrecke
Der Tunnel ist passiert, die Jalousien am Wagen sind wieder geöffnet
und die Zugbegleiter kehren den Ruß von den Plattformen.
|
Gerade hat
der Dampfzug gezogen von der blauen DFB 1 „Furkahorn“ den Scheiteltunnel passiert und die Station Furka in 2163 m Höhe erreicht. Die Sicherheitsbestimmungen
der DFB Dampfbahn Furka-Bergstrecke verlangen im 1874 m langen ansteigenden Tunnel
(43 Höhenmeter) ein Nachschieben mit
einer
Diesellok, die jetzt durch den verrauchten Tunnel zurück nach Muttbach fährt.
Am 14. Juli 2000 wurde die Strecke von Furka über Muttbach bis Gletsch wiedereröffnet und wir waren nur
wenige Tage später mit Volldampf von Realp im Kanton Uri längs der schäumenden
Furkareuss und vorbei am Rhonegletscher nach Gletsch im Wallis unterwegs.
|
Furkapaß (2431 m), noch höher als die Bahn müssen die Autos zwischen
Realp und Gletsch klettern. |
Blick von der Rhonebrücke am Bahnhof Gletsch auf den Rhonegletscher
und die Furkapaßstraße. |
Der Furka-Basistunnel
Nach fast neunjähriger Bauzeit wurde am 25.
Juni 1982 der Furka-Basistunnel als ganzjährig nutzbare Verbindung zwischen
Realp im Urserental an der jungen Reuss und Oberwald im Goms, der ersten
ganzjährig bewohnten Gemeinde am Rotten (Rhone), eröffnet.
Der Furka-Basistunnel ist 15,4 km lang und verfügt über zwei
Kreuzungsstellen.
Nach 55 Jahren Bahnbetrieb am Furkapaß hatte die stets im
Winter unterbrochene Bergstrecke ausgedient. Der letzte Zug fuhr am 11. Oktober
1981. |
Ein Autotransportzug hat Realp erreicht. Für diese
Tunnelzüge setzt die Furka-Oberalp-Bahn reine Adhäsionslokomotiven ein.
|
Lok 106 der Furka-Oberalp-Bahn macht in Brig Reklame für die Autoverladung an
der Furka.
|
Als Service für die, die auf
dieser Webseite Informationen über die Autoverladung an der Furka
vermutet haben - hier ist der Link zur Website der Matterhorn-Gotthard-Bahn.
|
Das Ende der Bergstrecke?
Die Eröffnung des Basistunnels wäre
eigentlich das Ende
gewesen, die ehemalige Strecke der Furka-Oberalp-Bahn von Realp (Uri) über
die Furka nach Gletsch im Wallis und weiter nach Oberwald sollte abgebrochen
werden.
Unvorstellbar: nie mehr Züge mehr auf der 1925 erbauten
Steffenbach-Klappbrücke, die jeden Winter den Lawinen aus dem Weg
geräumt wurde.
|
|
|
Seit
der Einstellung des Bahnbetriebes engagierten sich Bahnfreunde für den Erhalt
dieser einmaligen Strecke, erwirkten die Unterbrechung des
Streckenrückbaus und gründeten 1983 den Verein Furka-Bergstrecke (VFB).
Im Juli 1984 wurde der Bescheid über den Streckenabbruch
endgültig aufgehoben und 1985 die Aktiengesellschaft Dampfbahn Furka-Bergstrecke (DFB)
gegründet.
Seit 1987 ist die DFB die Eigentümerin eines Teils der
Strecke (bis Gletsch).
|
|
|
|
Etappenweise
kam es zur Wiederaufnahme eines fahrplanmäßigen Zugverkehrs:
- 11. Juli 1992 Realp - Tiefenbach
- 30. Juli 1993 Tiefenbach - Furka
- 24. Juli 2000 Furka - Gletsch
2010 Inbetriebnahme der DFB-Strecke Gletsch-Oberwald!
|
|
|
Da bereits 1982 die Straßenübergänge aufgehoben wurden
stellte die neuerliche Querung der Furkastraße eine große
Herausforderung dar.
Der "Neubau" von Bahnübergängen an Zahnradabschnitten ist
unerwünscht und so mußte beim Lückenschluß im September 1997 die
Streckenführung an dieser Stelle geändert werden, um "zahnlos"
die Fernverkehrsstraße 19 zu kreuzen.
|
Am 14. Juli 2000 erreichten die Eröffnungszüge der DFB den neuen
Endbahnhof Gletsch am Fuße des Rhonegletschers.
Es gibt Literaturstellen, in denen noch 1996 von der unmittelbar
bevorstehenden Eröffnung des Streckenabschnittes Furka-Gletsch
geschrieben wurde. Aber die Sanierung des Scheiteltunnels, der erwähnte
Bahnübergang, andere Projekte in Realp und die Tatsache, daß
umfangreiche Arbeiten von Fronarbeitern getätigt werden müssen, machten
das unmöglich. Der erste Bauzug traf erst 1998 in Gletsch ein und es
vergingen noch weitere zwei Jahre bis zur Wiedereröffnung.
|
|
Die Dampfloks der DFB
Die Inbetriebnahme der ersten Zahnraddampflokomotive bei der
Dampfbahn Furka-Bergstrecke erfolgte 1990.
Es war die 1902
für die Visp-Zermatt-Bahn gebaute Lok HG 2/3 Nr. 6 "Weisshorn".
Viele
Jahre stand sie als Denkmal in Chur, heute ist die Skizze von ihr in
vielen Publikationen präsent und führt in diesem Fall zur Lokübersicht
auf den Webseiten der Dampfbahn Furka-Bergstrecke AG.
|
Lok 6 "Weisshorn" ist mit zwei Wagen in Gletsch
angekommen (2005)
|
1942 war die gesamte Strecke der
Furka-Oberalp-Bahn von Brig bis Disentis elektrifiziert und die 10 Dampfloks HG 3/4 (Baujahr
1913/14) fast alle überflüssig.
1947 wurden die Loks Nummer 1, 2, 8 und 9 an die
Kolonialmacht Frankreich verkauft und kamen zur Zahnradbahn Krong
Pha - Da Lat in Vietnam.
1990 holte die DFB alle vier HG 3/4 (2, 8 und 9 im
zerlegten Zustand) und
außerdem zwei HG 4/4 zurück: "Back to Switzerland!"
|
Lok 1 "Furkahorn" mit einem der ersten Züge auf
Talfahrt nach Gletsch (2000)
|
Die Lokomotiven 1 und 9 wurden bis 1993 im
Reichsbahn-Ausbesserungswerk RAW Meinigen aufgearbeitet.
Lok 1 "Furkahorn" und Lok 9 "Gletschhorn"
tragen die Hauptlast des Verkehrs auf der Bergstrecke. Da in Gletsch
bis 28. Juni 2002 keine Drehscheibe vorhanden war, wurden die Loks in der Station Furka
gedreht. |
Lok 1 "Furkahorn" auf der Drehscheibe in der
Station Furka (2000)
|
G L E T S C H H O R N
1913 AN BRIG-FURKA-DISENTIS-BAHN GELIEFERT
1925 VON FURKA-OBERALP-BAHN ÜBERNOMMEN
1947 NACH VIETNAM (KRONG PHA - DA LAT) VERKAUFT
1993 AUF FURKA-BERGSTRECKE ZURÜCK
An der Lok 9 "Gletschhorn" fällt dem aufmerksamen Betrachter
ein kleiner Widerspruch auf. Da ursprünglich Lok 2 zuerst wieder aufgebaut
werden sollte, steht auf der Erinnerungstafel am Führerhaus die
Jahreszahl 1913. Auf dem Fabrikschild der Lok aber steht 1914.
SCHWEIZERISCHE
LOCOMOTIV- & MASCHINEN-FABRIK
Nr. 2419 WINTERTHUR 1914 |
Lok 9 "Gletschhorn" ist gerade angekommen, im
Hintergrund die abfahrbereite Lok 1 "Furkahorn" (2005)
|
Lok 9 "Gletschhorn" rangiert in Gletsch, im
Hintergrund der wieder kleiner gewordene Rhonegletscher (2005)
|
2010 - Von Realp nach Oberwald über die Furka!
|
|
Im
Jahr 2006 2008 2010 werden wir wieder mit einem Zug nach Realp fahren, dann ist es aber
kein Zug der Furka-Oberalp-Bahn mehr, sondern einer im Outfit der
Matterhorn-Gotthard-Bahn.
Von Realp geht es dann weiter mit dem Dampfzug der DFB über die Furka
hinab bis Oberwald im
Goms.
Am 12. August 2010 wird der letzte Abschnitt
der Furka-Bergstrecke von Gletsch nach Oberwald eingeweiht.
|
|
Die Furka-Bergstrecke ist wieder komplett
|
Lange mußten alle warten, fast 29 Jahre, aber es hat sich
gelohnt. Am 12. August 2010, gegen 11:40 Uhr fuhr der Eröffnungszug mit
den Ehrengästen im Bahnhof Gletsch ab - nach Oberwald. |
|
Die Vision einiger "Verrückter" von
Anfang der achtziger Jahre, die mit Inbetriebnahme des
Furka-Basistunnel eigentlich überflüssige Bergstrecke als
lebendiges Museum zu erhalten ist Realität.
Es ist eine tolle Leistung der vielen freiwilligen
Fronis, vieler Spender und Sponsoren und der professionellen
Dampfbahn Furka-Bergstrecke AG als Konzessionär, daß seit 1992 die
Bergstrecke aus dem Urserental (Uri) über die Furka vorbei am
Rhonegletscher ins Goms (Wallis) schrittweise wieder in Betrieb
gehen konnte. |
Eigentlich hätte hinter der festlich
geschmückten Lok Nr. 1 "Furkahorn" des Eröffnungszuges
der Rhonegletscher zu sehen sein müssen, aber das verhinderten
Wolken und die Gletscherschmelze. Lang ist es her, daß der
Rhonegletscher wie auf dem großen Gemälde im Speisesaal des Grand
Hotel Glacier du Rhone den Talboden von Gletsch erreichte. |
|
|
Bis
zum 15. August 2010 wurde im alpinen Knotenpunkt Gletsch und entlang
der Strecke kräftig gefeiert. Die gute Stimmung unter den Gästen
und den Furkadampfbahnern wurde nur geringfügig getrübt von dem
nicht immer ganz so festlichem Wetter. Aber man kann sich ja
entsprechend kleiden... |
|
|
Die Bilder zeigen den Eröffnungszug auf seiner Bergfahrt
von Oberwald nach Gletsch. Schwungvoll verläßt die HG 3/4 den
Zahnstangenabschnitt und rollt auf den Bahnübergang kurz vor dem Bahnhof
Gletsch zu. Den Mitfahrenden ist die Freude anzusehen über die wiedereröffnete
Strecke und vielleicht auch darüber, daß der Zug die 5 km und ca. 400
Höhenmeter im schroffen Tal der jungen Rhone einschließlich der Fahrt
durch den Kehrtunnel geschafft hat.
|
letzte Änderung: 30.08.1020.08.19
|